Seit Jahren taumeln wir von einer Krise in die nächste ohne die ersten wirklich überstanden zu haben. Dabei verliert die gesellschaftliche Linke immer mehr Leute in die verschiedensten Abgründe. Und wir als radikaldemokratische Linke verlieren viele alte FreundInnen.
Die ersten suchten ihr Glück im Progressiven Neoliberalismus. Dann wandelten sich einige in Schwurbler um, dem eigenen ICH gegen die Gesellschaft zu huldigen.
Andere preisen Nationalismen gegen den globalen Kapitalismus an oder suchen gar in aggressiven imperialistischen Staaten, wie dem Iran oder Russland, ihren Ankerpunkt oder feiern gar die antisemitische und misogyne Terrorgruppen Hamas als Befreiungsbewegung. Und plötzlich gibt es sogar Rufe nach leninistischen bzw. stalinistischen Organisationsformen. Zum Elend der Linken wird wohl noch einiges dazukommen.
Auf der anderen Seite droht eine faschistische Gesellschaft und die demokratischen Parteien übernehmen immer mehr AfD-Positionen anstatt sie zu bekämpfen.
Gerade deshalb ist jetzt eine radikaldemokratische Organisation nötig. Eine Organisation die sich der Ambivalenzen bewusst ist. Eine die weiß, dass es oft nur widersprüchliche Lösung gibt ohne aber das Ziel einer befreiten Gesellschaft aus den Augen zu verlieren.
Unter Radikaldemokratie verstehen wir hier die Kritik an Macht und Herrschaft statt deren Begründung. Es geht um die Demokratisierung der ganzen Gesellschaft, wie der Wirtschaft, in den Betrieben, der Verwaltung, den Schulen und Hochschulen usw.. Demokratische Prozesse müssen dabei wirksam sein, ihre Ergebnisse in der Lage sein, die Lebensverhältnisse zu verbessern. Ansonsten werden sie zur Farce. Dazu gehört auch, dass die Menschen demokratisches Handeln erlernen müssen, damit sie befähigt sind diese zu schützen.
Radikaldemokratie meint mehr als den Erhalt der notwendigen Grund- und Freiheitsrechte. Klassische Themen wie der Kampf gegen den §218 oder die Trennung von Staat und Kirche sind Ableitungen daraus. Der Kampf gegen religiösen Fundamentalismus und patriarchale Zustände gehört dazu. Genauso wie die praktische Gleichstellung der sexuellen Lebensentwürfe und Identitäten.
Notwendigerweise gehören auch die sozialen Rechte dazu, der Abbau sozialer Ungleichheit und somit Abbau von Macht- und Herrschaftsgefälle. Die Errungenschaften der ArbeiterInnenbewegungen gehören dazu wie die Forderungen nach Reichensteuern, Vermögenssteuern und Kampf gegen Steuerhinterziehungen und somit Entmachtung der Superreichen sind somit auch urdemokratisch. Und wer die Superreichen und ihre Macht in den Sozialen Medien sieht erkennt, dass diese Forderungen sogar antifaschistisch sind.
Radikaldemokratie kann nur antikapitalistisch, antifaschistisch, säkular-humanistisch und emanzipatorisch sein. Alles andere verkommt zu einer Elitendemokratie.
Die Radikaldemokratie muss sich heute für eine sozial-ökologischen Wende stark machen. Ansonsten drohen in Zeiten des Klimawandels autoritäre oder gar faschistische Verhältnisse.
Und für die Zukunft sind Themen wie Industrie 4.0 und KI etc. in den Blick zu nehmen.
Soweit relativ klar. Aber wie damit umgehen? Viele Aktive sind heute in diversen Parteien, NGOs und Vereinen unterwegs. Aber einige von uns vermissen die „Stabile Gruppe“. Es fehlt ein Diskussions- und Aktionsraum über diese Organisationsgrenzen hinaus. Dabei muss auch darauf Rücksicht genommen werden, dass viele in Beruf und Familie eingebunden sind, sowie die meiste Zeit ihrer Hauptorganisation widmen werden.
Normalerweise würde man jetzt ein Zeitschriftenprojekt gründen oder einen Blog.
Uns schwebt etwas Verbindlicheres vor. Eine Mitgliederorganisation von Aktiven und Fördermitgliedern um radikaldemokratische Diskussionen zu führen und um auch die eine oder andere Initiative zu starten. Sowie eine Organisation die einen radikaldemokratischen Jugendverband aufbaut und unterstützt.
Als Namen schlagen wir vor: radiX-Radikaldemokratische Initiative
radiX sollte folgende Aufgaben haben:
1) Aufbau eines Diskussionsraumes in Form virtueller und konkreter Treffen. Zum Beispiel Regionaltreffen ums sich auch auf Landesebene auszutauschen sowie der Aufbau einer moderierten geschlossenen Diskussionsplattform (bspw. DISCOURSE).
2) Der Verein radiX veranstaltet alle zwei Jahre einen Radikaldemokratie-Kongress, der Impulse setzen kann und Initiativen startet.
3) RadiX organisiert maximal eine klar radikaldemokratische Initiative auf einmal. Der Rest ist dezente Bündnisarbeit.
4) Der Verein radiX ist der Erwachsenenverband für eine (neue?) parteiunabhängige radikaldemokratische Jugendvereinigung.
Damit ist der Rahmen weit genug für vielfältige Diskussionen gespannt, aber eng genug um nicht in Beliebigkeit zu versinken. Und radiX ist somit auch keine Schattenpartei. Die Mehrheit der Aktiven soll in ihren Zusammenhängen an ihren Themen arbeiten. Nur wenige müssen den Verein in Gang halten.
RadiX soll jenseits von Organisationszwängen, ohne Parteien- und NGO-Logik Diskussionen und Initiativen möglich machen. Notfalls auch ohne Gemeinnützigkeitsstatus.
RadiX ist ein Mitgliederverein. Er hat einen SprecherInnenrat der alle 2-3 Jahre gewählt wird und sich um die vier Hauptaufgaben kümmert.
Über die Strukturen und Satzung, wie ein Jugendverband eingebunden ist und welche Rolle Fördermitglieder spielen, wird dann gesprochen wenn es eine kritische Masse von Aktiven gibt.
Lass uns darüber reden ob diese Ideen sinnvoll sind und wie wir sie umsetzen können.
Mailt uns an,
spendet uns Kleingeld (=> wird noch geklärt)
und schaut auf www.radikaldemokratie.org regelmäßig vorbei
Mit radikaldemokratischen Grüßen
P.S.: Wir arbeiten schon jetzt an einer kleinen antifaschistischen Kampagne über die wir später berichten werden.
P.P.S.: Dieser Aufruf entsteht aus dem Umfeld des Radikaldemokratischen Bildungswerkes, welches von ehemaligen Mitgliedern des Jugendverbandes Deutsche Jungdemokraten bzw. JungdemokratInnen /Junge Linke (und deren Vorläuferorganisationen) gegründet wurde. Der Aufruf geht weit über die Intentionen des Radikaldemokratischen Bildungswerkes hinaus und hat deshalb auch ein klar links-radikaldemokratisches Profil.
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